德语故事:Abschied
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来源:网络
2020-05-01 00:32
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语故事:Abschied
Gestern war ein alptraumhafter Tag gewesen. Er hätte viel darum gegeben,
wenn es nur ein Alptraum gewesen wäre. Aber das konnte es nicht sein, denn sonst
wäre er schon längst aufgewacht.
Genauer gesagt war nicht nur der gestrige Tag furchtbar gewesen, sondern
auch der jetzige Moment war schrecklich. Im Augenblick stand er einfach nur da
an diesem frühen, sonnigen Oktobermorgen. Er trug seinen Rucksack über dem
Rücken, atmete in kurzen und flachen Atemzügen die vom intensiven Regen der
vergangenen Nacht feuchte Luft ein und war wie gelähmt. Unschlüssig, einen
Schritt nach vorne zu machen.
Da war diese Mauer. Glauben konnte er es bis jetzt immer noch nicht, obwohl
der Kleine tot war, für immer ausgelöscht wie ein kleines Feuer durch einen
Eimer kalten Wassers. Auch, nachdem er ihn fast zehn Minuten mit Tränen in den
Augen angesehen hatte, wie er tot am Boden seines Käfigs lag, war es unmöglich
für ihn, sich zu überzeugen, dass sein ehemaliger Freund sein Leben zu Ende
gelebt hatte. Aufgehört hatte, sein Freund zu sein. Peters Augen hatten gesehen,
aber sein Verstand hatte hinterhergehinkt wie ein alter, gebrechlicher Greis. Er
konnte es nicht fassen so wie jemand, der seit zwanzig Jahren Lotto spielt, erst
einmal realisieren muss, dass er den Jackpot mit sechs Richtigen ausgeräumt
hat.
Peter hatte ihn sogar mehrmals mit dem Zeigefinger angestupst. Gehofft, er
würde dadurch aufwachen aus seinem, wie er sich in Gedanken einredete, tiefen
Schlaf und seine kleinen Vogelaugen öffnen. Aber das passierte natürlich nicht.
Der Kleine hatte sich nicht mehr gerührt und jetzt hätte nur noch ein Wunder
helfen können, aber Wunder gab es auf dieser Welt nicht. Kleine Wunder, die
streng genommen eigentlich keine waren, gab es durchaus, aber um Sammy wieder
lebendig werden zu lassen, hätten diese Art von Wunder nicht ausgereicht.
Trotzdem hatte Peter bitte lieber Gott, mach das er wieder atmet gedacht. Mach,
dass er wieder einen seiner kleinen Flügel bewegt oder sonst ein Lebenszeichen
von sich gibt. Lieber Gott, ich verspreche dir auch, dass ich jeden Sonntag brav
und artig in die Kirche gehe. Wenn du ihn mir wieder zurückgibst, verspreche ich
dir sogar, dass ich auch die Abendmesse samstags besuche.
Dabei hatte er mit feuchten und geröteten Augen nach oben zur weißen Decke
der Küche geblickt, die kalten Hände gefaltet und sein flehender Blick hätte das
Herz eines jeden Menschen zum Schmelzen bringen können. Aber nicht Gottes Herz,
wenn er denn eins hatte und überhaupt zuhörte. Der kleine Vogel regte sich kein
bisschen mehr, weil Gott es so wollte und schlief den ewigen Schlaf der Toten.
Nie wieder würde er Peter sanft des Morgens mit seiner lauten und schrillen
Vogelstimme wecken, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die Ritzen der Jalousie
fielen. Nie wieder würde er ihm die schwarzweißen, großen Futterkerne, die Peter
ihm manchmal an die Gitterstäbe des Käfigs gehalten hatte, mit seinem Schnabel
aus Daumen und Zeigefinger entreißen, um sie dann zu knacken und das Innere
genüsslich zu fressen. Nie wieder würde er ihn mit seinen sympathischen
Vogelaugen anblicken, die oft nachdenklich gewirkt hatten und eine eigene
Geschichte zu erzählen hatten. Eine Geschichte, die Peter nie erfahren hatte.
Eine Geschichte, die der Kleine mit in sein Grab genommen hatte. Das Alles war
für immer vorbei. Jetzt stand Peter mit dem blauen Rucksack in der Nähe des
Waldes. Den Rucksack hatten ihm seine Eltern zum letzten Weihnachten
geschenkt.