德语故事:Die Schneefee
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来源:网络
2020-07-01 02:42
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语故事:Die Schneefee
Ganz im äußersten Zipfel des Winterlandes lag Schneedorf. Früher trug
dieser Ort seinen Namen zu Recht, denn es lag fast das ganze Jahr über alles
unter einer dicken Schneedecke.
Nun aber hatte die Schneefee es schon seit Jahren nicht mehr dort schneien
lassen. Die meisten Kinder kannten Schnee nur vom Hörensagen, und die
Erwachsenen konnten nicht mehr genau sagen, wann es zuletzt richtigen Schnee
gegeben hatte. Inzwischen waren alle Bewohner des Dorfes schon ganz zermürbt von
der grauen Trostlosigkeit des schneelosen Himmels, der tagein, tagaus über ihnen
hing. Die kalte, trockene Luft war so spannungsgeladen, dass sie förmlich
knisterte. So herrschte in Schneedorf eine Eiszeit zwischen den Menschen.
Die Schneefee war sehr zornig über die Bewohner des Dorfes. In allen
Straßen und Häusern herrschte Unfriede. Verwandte hatten den Kontakt
abgebrochen, gute alte Bekannte grüßten sich nicht mehr, Nachbarn stritten sich
ständig, und Arbeitskollegen versuchten, sich gegenseitig zu schaden.
Das Glück anderer löste Neid und Missgunst und ihr Unglück Schadenfreude
aus. Fast aus dem Gedächtnis geschwunden waren die ausgelassenen Schneefeste,
die Familien, Nachbarn, Freunde und Kollegen miteinander gefeiert hatten.
Schneemänner und Schneeburgen hatten sie gemeinsam gebaut oder
Schneeballschlachten geschlagen. Vergangen waren die Zeiten, in denen die
Bewohner von Schneedorf an den Wochenenden zu gemeinsamen Ausflügen in die
ruhige Winterlandschaft aufgebrochen und stundenlang durch den knirschenden
Schnee gestapft waren.
Die Schneefee hatten sie aber nie bemerkt, die verborgen im Schnee oft bei
ihnen war. Endgültig vorbei waren auch die gemütlichen Winterabende in der
Dorfkneipe, wo die Dorfbewohner in großer Runde Punsch oder Grog getrunken und
so viel miteinander gelacht hatten. Auch das hatte der Schneefee sehr gefallen.
Sie saß immer irgendwo versteckt, strich sich ihre langen weißen Haare aus dem
weißen Gesicht und lachte leise mit.
Vergessen war, wie die Dorfbewohner morgens vor der Arbeit auf den
Bürgersteigen vor ihren Häusern Schnee gefegt und sich gegenseitig geholfen
hatten, ihre Wagen vom Schnee zu befreien. Vergessen war, wie die Kinder
gemeinsam zur Schule gegangen waren und nachmittags zusammen im Schnee gespielt
hatten. Und immer war die Schneefee heimlich mitten unter ihnen gewesen.
In der letzten Zeit musste sie besorgt feststellen, dass die Stimmung unter
den Dorfbewohnern noch schlechter geworden war. In dem kleinen Dorf gab es
nämlich nur zwei kleine Betriebe, in denen alle Bewohner ihr Geld verdienten.
Die Besitzer waren Brüder, die so miteinander verfeindet waren, dass sie seit
Jahren kein Wort mehr miteinander gesprochen hatten. Das Unternehmen rechts des
Schneebaches stellte Skiausrüstungen für die Dorfbewohner her, und die Firma auf
dem linken Ufer baute Schlitten. Da es aber seit Jahren nicht mehr geschneit
hatte und niemand im Dorf mehr Skiausrüstungen oder Schlitten kaufen wollte,
waren beide Unternehmen in Schwierigkeiten geraten. In Schneedorf wurde deshalb
viel gemunkelt. Es hieß, Angestellte müssten entlassen werden. Wann? Wer? Wie
viele? Immer neue Gerüchte machten die Runde.
Die Feindseligkeit in den Fabrikhallen und Büros wurde schier unerträglich.
Die Schneefee konnte es kaum noch mit ansehen und mit anhören. Es wurde gelogen
und betrogen, beleidigt und verleumdet, und jeder war des anderen ärgster
Widersacher. Und so kam es, dass die Schneefee, deren Wolkenschiff seit Anbeginn
der Zeiten den Himmelsozean über dem Winterland befuhr, oft lautlos über
Schneedorf hinweg segelte. Sie verspürte nicht mehr die geringste Lust, hier
Anker zu werfen und von Bord zu gehen. Geschickt kreuzte sie im grauschäumenden
Himmelsgewässer, so dass sich die Segel im Wind blähten und ihr Schiff schnell
über Schneedorf hinwegglitt. Eines Tages näherte sich ihr Wolkenschiff wieder
einmal dem Dorf. Es war sehr kalt, aber obwohl der Himmel bleigrau über dem
Örtchen hing, wollte es einfach nicht schneien. Die Luft hatte sich so stark mit
elektrischer Spannung aufgeladen, dass sie zu summen schien.
Die Schneefee saß in ihrer kleinen Kajüte und warf einen Blick durch das
Bullauge auf das trostlose kleine Dorf. Und was sie dort zu sehen bekam, machte
sie so traurig, dass dicke Tränen aus ihren schwarzen Stecknadelkopfaugen
kullerten und ihre porzellanweißen Wangen hinunterrollten. Wohin sie auch
blickte, waren die Menschen unglücklich: die vielen Kinder, die keine Freunde
mehr hatten, die Verwandten, die nicht mehr miteinander sprachen, und die
Bekannten, die aneinander vorbei blickten, wenn sie sich auf der Straße
begegneten.
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