德语故事阅读:Stille Nacht
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2021-03-18 02:04
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语故事阅读:Stille Nacht
Heiligabend - und es war tatsächlich niemand gekommen. Weder ihre Schwester
und deren Ehemann, noch ihr Sohn mit Schwiegertochter und den drei Enkeln.
Elisabeth saß allein in der abgrundtiefen Stille ihres Wohnzimmers.
Sie öffnete die runde Plätzchendose, die vor ihr auf dem Tisch stand, und
griff hinein. Ihre Zähne versanken in einem butterweichen Lebkuchenherz, das mit
fruchtiger Aprikosenmarmelade gefüllt war.
"Bring bloß Weihnachten nicht wieder deine Bremsklötze mit!", hatte sie
neulich zu ihrer Schwester gesagt, als sie sich auf der Straße trafen.
"Bremsklötze?!"
"Ja. Diese ... diese ... Wie nennst die viereckigen Brocken, an denen man
sich sämtliche Zähne ausbeißt?"
"Baseler Leckerli", zischte Edith. "Und wenn du sie nicht magst, essen Gert
und ich sie eben allein auf."
Elisabeth nickte. "Gute Idee. Und diese ollen Dinger, von denen du
behauptest, es wäre Heidesand, könnt ihr gleich mit aufessen."
Edith schnappte nach Luft. "Ich will dir mal was sagen", fauchte sie, "wenn
du so über meine selbstgebackenen Plätzchen denkst, dann iss doch meinetwegen
das Zeug, das in den Fabriken am Fließband hergestellt wird. Und wenn du nicht
willst -, der Gert und ich, wir brauchen Weihnachten auch gar nicht zu
kommen."
Elisabeth zuckte mit den Schultern. "Wie du meinst."
Wenn sie jetzt an das Gespräch zurückdachte, tat ihr Edith beinahe leid.
Aber nur beinahe. Sie griff noch mal in die Plätzchendose. Ein Zimtstern. Weich
und saftig, mit kräftigem Zimtgeschmack. Es ging doch nichts über Fabrikware!
Selbst gekauft!
Elisabeth betrachtete den kunterbunt geschmückten Weihnachtsbaum, der auf
der Dose abgebildet war. Auf der Spitze eines jeden Zweiges steckte eine Kerze,
deren Flamme in einem warmen Orangegelb leuchtete. Wirklich hübsch!
"Ich stell in diesem Jahr übrigens keine Weihnachtsstaude auf", hatte sie
vor ein paar Tagen ihrer Schwiegertochter so ganz nebenbei am Telefon
mitgeteilt.
"Du meinst, du willst keine Tanne?"
"Genau das meine ich! Nie passt das Ding in den Ständer. Und dann muss man
die elektrischen Kerzen reinfriemeln, Kugeln und Gedöhns an die pieksigen Zweige
hängen, und zu guter Letzt verneigt sich das Biest auch noch und fällt einem
direkt vor die Füße, so wie letztes Jahr. Nee, das hab ich satt!"
Nina schwieg einen Augenblick "Aber ... die Kinder", brachte sie
schließlich hervor.
"Die können auch ohne Weihnachtsbaum leben", erwiderte Elisabeth leichthin.
"Hauptsache, die Geschenke stimmen."
"Darüber muss ich aber noch mal mit Marco reden", stammelte Nina. Danach
verabschiedete sie sich sehr schnell.
Elisabeth lächelte zufrieden. Inzwischen war es draußen dunkel geworden.
Sie zündete die dicke, goldene Kerze an, die sie sich für diesen Abend besorgt
hatte, lehnte sich zurück und blickte in die Flamme. Es gab doch nichts
Schöneres an Weihnachten als echtes, lebendiges Kerzenlicht.
Nach dem Gespräch mit Nina hatte es nicht lange gedauert, bis Marco sich
bei ihr meldete. "Wenn es dir zu viel wird, können wir doch die Tanne
schmücken", bot er an.
"Vielen Dank", antwortete sie, "aber eigentlich fand ich es immer schon
absurd, sich einen Baum in die Wohnung zu stellen. Bäume gehören in den Wald
oder in einen Garten."
"Aber ...", setzte ihr Sohn an, doch sie ließ ihn nicht weiterreden.
"Übrigens - gut, dass du anrufst. Ich muss dir nämlich noch was sagen. Es gibt
diesmal keinen Karpfen."
"Was? Wieso denn nicht?"
"Ich hab vergessen, welche zu bestellen", erklärte sie. "Und jetzt ist es
zu spät."
"Aber wir essen doch jedes Jahr Karpfen", beschwerte sich Marco. "Solange
ich denken kann."
"Nichts zu machen. Und ich bin sowieso nicht scharf darauf. Außerdem war es
immer sehr viel Arbeit."
Schon am nächsten Tag rief ihr Sohn wieder an: "Hör mal, Mama, Nina und ich
haben uns überlegt, dass es vielleicht besser ist, wenn wir dieses Jahr allein
mit den Kindern feiern ..."
Elisabeth lächelte wieder. Langsam bekam sie Appetit. In der Küche machte
sie sich einen Teller mit köstlichem gekauftem Kartoffelsalat und knackigen
Würstchen aus dem Glas zurecht und kehrte damit ins Wohnzimmer zurück.
Sie legte eine CD ein und schaute sich in ihrem Weihnachtszimmer um. Kein
Geschenkpapier auf dem Boden, kein Gedränge, keine Enkel, die durch die Wohnung
rasten und zwischendurch "Von drauß', vom Walde komm ich her" herunterleierten,
kein schiefer Gesang, begleitet von schrillen Blockflötentönen.
Es hatte geklappt: Endlich konnte sie Weihnachten so feiern, wie es ihr
gefiel - in aller Ruhe!
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