德语圣诞小故事:Es gab Pudding
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来源:网络
2021-02-04 00:08
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语圣诞小故事:Es gab Pudding
Sieglinde erwachte um sechs, so wie sie es fünfzig Jahre lang getan
hatte.
Vogelgesang streichelte ihre Ohren, während sie in die Küche ging. Ein
Blick aus dem Fenster zeigte ihr noch jemanden, der auf der Suche nach Frühstück
war: Ein Buchfink hüpfte im Futterhaus herum, pickte Körner und sang sein
Lied.
Eine Weile sah Sieglinde ihm zu, dann stellte sie die Kaffeemaschine an und
huschte über die morgenkalten Fliesen ins Bad. Feinmachen war angesagt, denn
heute war der 24. Dezember. Sieglinde stand vor dem Spiegel und staunte einen
Moment lang über die Landstraßen, die das Leben kreuz und quer über ihre
knochigen Wangen gezogen hatte. Sie seufzte den Seufzer einer Frau, die längst
die Symptome des Alters akzeptiert hatte. Und machte sich dennoch ans Werk,
puderte ihre zerknitterte Haut, malte ihre dünnen Augenbrauen nach und
vervollständigte das Bild mit einem Lippenstrich in zartem Rosa.
Sie kehrte zurück ins Schlafzimmer und ging am Bett vorbei zum
Kleiderschrank. Das Bett war ein Doppelbett, aber nur die rechte Hälfte wurde
benutzt. Sieglinde überlegte, was heute anziehen sollte. Gestern hatte sie ein
blaues Kostüm getragen, aber heute wollte sie festlich aussehen. Sie entschied
sich für ihren langen schwarzen Rock und eine weiße Bluse. Dazu Pumps, die
mussten schon sein an einem Tag wie heute!
Abschließend schob sie ihren Ehering auf den Finger.
Die Kaffeemaschine machte laut blubbernd auf sich aufmerksam. Sieglinde
ging in die Küche und goss sich einen Becher Kaffee ein. Sie belegte ein
Brötchen so, wie sie es mochte -- eine Hälfte mit Käse, eine Hälfte mit Wurst,
keine Butter -- und trug alles zum Esstisch. Sie genoss ihr Frühstück und sah
dabei aus dem Küchenfenster auf das Futterhaus im Garten, in dem sich
mittlerweile eine große Vogelschar eingefunden hatte: Finken, Spatzen und
Meisen, die sich um die Körner balgten.
"Wie lebendig sie sind", dachte sie. "Hanns hat Vögel immer geliebt."
Sieglinde beendete ihr Frühstück und machte sich ausgehfein. Mit einem Korb
über dem Arm verließ sie das Haus. Als Erstes führte ihr Weg sie zur Sparkasse.
Sie hob genug Geld ab, um ihre Weihnachtseinkäufe machen und Hanns' Extrawünsche
erfüllen zu können, die nicht auf dem Plan des Pflegeheims standen. Und dabei
war das Heim so teuer! Sie wünschte, sie könnte ihn Zuhause pflegen. Aber sie
hatte keine Kraft mehr.
Zehn Jahre hatte sie ihn gepflegt, hatte fünf Schlaganfälle mit ihm
durchgestanden, ihm all ihre Liebe geschenkt. War lächelnd auf seine Launen
eingegangen und hatte es ihm so bequem wie möglich gemacht. Aber sie war selbst
eine alte Frau mit Arthrose. Als der Hausarzt ihr erklärt hatte, dass Hanns'
Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen nicht nur Folgen der Schlaganfälle
seien, sondern auf Alzheimer hindeuteten, hatte sie die einzig vernünftige Wahl
getroffen.
Es war ja nicht so, als ob es ihm im Pflegeheim schlecht ginge! Die
Pflegerinnen kümmerten sich rührend um ihn. Aber Hanns jammerte oft, dass das
Essen schlecht sei und es nie Pudding gäbe.
Hanns und sein Pudding! Sieglinde lächelte, während sie ihre Schritte zum
Supermarkt lenkte. Es war Pudding gewesen, der sie Weihnachten 1945
zusammenbrachte. In einer Zeit, als ein Pfund Butter 320 Reichsmark kostete, in
der es aber fast nie Butter gab, und die Leute in den Läden vor leeren Regalen
Schlange standen, hatten sie sich kennengelernt. Ihr Bruder hatte Hanns kurz vor
Weihnachten mit auf den elterlichen Bauernhof gebracht. Der große, schlaksige
Kerl, dessen umgearbeiteter Wehrmachtsmantel um ihn schlotterte, hatte sich
ausgehungert auf das Essen gestürzt, das ihre Mutter an jenem Abend auftischte.
Als Bauern ging es ihnen nicht schlecht; sie schlachteten selbst und der
Tauschhandel blühte. Unter den Speisen war auch eine große Schüssel mit Pudding
gewesen, ihrer Spezialität. Hanns hatte fast die ganze Schüssel allein leer
gegessen. Und war danach jeden Tag wieder gekommen, um mehr Pudding zu essen. Am
Heiligen Abend dann hatte er um ihre Hand angehalten. Als Verlobungsgeschenk
überreichte Hanns ihr einen Glasengel, der seiner Oma gehört hatte.
Sieglinde betrat den Supermarkt und steuerte das Kühlregal an. Sie kaufte
Hanns' Lieblingspudding, dann Nougatkringel, Blätterkrokantzapfen und den
größten Weihnachtsmann aus Schokolade, den sie finden konnte. Im Blumenladen
erstand sie ein Weihnachtsgesteck mit einer dicken roten Kerze. Im Pflegeheim
hatten sie zwar einen eigenen Weihnachtsbaum. Aber Sieglinde wollte auch Hanns'
Zimmer festlich schmücken. Beim Konditor holte sie den bestellten Nussstollen
ab. Nun hatte sie alles beisammen.
Ihr Geschenk für Hanns hatte sie schon vor Wochen gefunden. Sieglinde war
gespannt, wie er darauf reagieren würde.
Eine Viertelstunde später erreichte sie das Pflegeheim. "Hallo Frau Groh",
sagte Samira, eine der Pflegerinnen. "Sind Sie hier, um Ihren Mann zu
besuchen?"
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