德语故事阅读:Die grüne Grenze
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来源:网络
2021-01-23 23:44
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语故事阅读:Die grüne Grenze
Die dürren Gräser auf der kargen Weide bieten für die paar Ziegen und
Schafe, die seine Familie nicht durch das Erdbeben verloren hat, kaum
ausreichend Futter. Der Junge, er ist dünn, vielleicht 14 Jahre alt, hat sich
gegen einer der Felsbrocken gelehnt, einem Überbleibsel der schrecklichen
Tragödie. Gedankenverloren kaut er auf einem der bitteren Stängel, die seinen
Ziegen als Nahrung dienen. Er hat Hunger. Die beiden Chapattis vom Frühstück hat
er längst verdaut. Das Beben hat den Gemüsegarten der Mutter völlig zerstört.
Nun muss die Familie von ein bisschen Brot, Joghurt und Milch leben. Früher
haben sie immer heißen, süßen Tee zum Frühstück getrunken. Mit Kardamom darin.
Er seufzt bei der Erinnerung an die schneeweiße, fette Milch der einzigen Kuh.
Sie hat das Unglück nicht überlebt. Der Vater hat sie schlachten müssen. Das
Fleisch haben sie mit den Nachbarn geteilt, denen noch weniger geblieben
war.
Der Junge streckt sich auf dem harten Boden aus und schaut hinüber zu den
schneebedeckten Bergen. Mehr als Siebentausend Meter sind sie hoch. Auf der
anderen Seite der Hügel vor ihm liegt Indien. Er würde gern einmal den Dal-See
sehen, auf dem die aus Holz geschnitzten Shikaras fahren und bei dessen
Erwähnung der Nanna, der Vater seiner Mutter, feuchte Augen bekommt. Srinagar
muss jetzt im Frühling nach Blumen duften, so hat es ihm die Nanni, seine
Großmutter, beschrieben.. Sie wird ihre Heimat niemals wieder sehen. Ein Balken
war während des Erdbebens auf sie herabgestürzt. Seitdem sitzt der Nanna auf dem
Bett und redet nicht. Mit niemandem, auch nicht mit ihm, Asif. Der Junge seufzt.
Früher hat der Großvater ihn zum Lachen gebracht, hat liebevoll mit den Tieren
geredet. Nun schweigt er nur noch, wie der Felsen an dem Asif lehnt. Indien!
Verträumt wandern seine Gedanken auf die andere Seite der Hügel. Auf der anderen
Seite der Hügel hütet ein indischer Junge in seinem Alter ebenfalls eine Herde
Tiere. Er hat ihn ein paar Mal aus der Ferne gesehen. Dann ruft er sich zur
Ordnung. "Indien ist unser Feind, sie wollen unsere Kultur zerstören", behauptet
der Dorfmullah, der die Jungen in dem kleinen Raum neben der Moschee
unterrichtet. "Die Moschee haben sie zuerst wieder aufgebaut", erinnert sich der
Junge, "und das Haus vom Mullah. Die anderen Familien mussten warten, bis
genügend Holz geschlagen worden war." Er erinnert sich an die Monate, die er mit
seinen Eltern, dem Nanna und den Geschwistern in dem zerlöcherten Zelt gehaust
hat, durch das der eiskalte Wind pfiff. Seine kleine Schwester hatte eine
Lungenentzündung bekommen und der Vater musste sein letztes Geld für die
Behandlung ausgeben. Nun hat er kein Geld mehr für die Schule, auf die die Söhne
gehen sollten. Asifs Blick schweift über die Herde. Er ist träge von der
Frühlingssonne, deren goldene Strahlen ihn angenehm wärmen. Plötzlich springt er
erschreckt auf. Azia, die beste Milchziege, ist nirgendwo zu sehen. Unruhig
wandert sein Blick umher und bleibt an den nahen Hügeln hängen. Oben, klar
abgegrenzt durch das Licht der Sonne, steht die Ziege. Eilends hetzt der Junge
den Berg hinauf, stolpert mit nackten Füßen über Felsbrocken, schneidet sich die
Finger blutig an den scharfen Ecken.des Felsgesteins. Er will die Ziege
zurückholen, bevor sie auf der indischen Seite der grünen Grenze ist. Kein Zaun
trennt die beiden Länder, nur wachsame Soldaten auf beiden Seiten. Er hat die
Kuppe beinahe erreicht, da fliegen Gewehrkugeln durch die Luft. Erschreckt wirft
er sich auf den Boden. An die Soldaten auf beiden Seiten der Grenze hat er in
diesem Moment nicht gedacht. Die Ziege steht noch immer auf demselben Platz, für
ihn unerreichbar. Das Tier ist der Stolz der Großvaters, wie kann er ohne Azia
nach Hause kommen! Erneut versucht er sich aufzurichten. Doch eine weitere Salve
von Gewehrkugeln hindert ihn daran. Vorsichtig robbt er zurück zu den anderen
Tieren. Da steht er nun, umgeben von den Tieren, und schaut verzweifelt hinauf
zum Hügel. "Oh Allah, wenn Du mich hörst, dann hilf mir", betet er inständig. Er
kann seinen Blick nicht von der Ziege lassen. Das Unfassbare geschieht, die
Ziege bewegt sich. Hinter ihr erscheint die vertraute Gestalt des indischen
Jungen. Er hat einen langen Stock in der Hand und treibt die Ziege mit Steinen
zurück auf die pakistanische Seite. Asif springt vor Freude in die Luft,
jauchzt, dreht sich im Kreis. Auf ihren langen, dünnen Beinen stöckelt die Ziege
den Abhang hinunter. Der Junge läuft ihr entgegen, wirft seine Arme um ihren
Hals, schluchzt vor Freude. Oben am Hang, wo zuvor die Ziege stand, steht immer
noch der indische Junge. Asif winkt ihm zu, so als wären seine Arme Windräder.
Der Junge auf der anderen Seite winkt zurück und ist kurz darauf verschwunden.
Dieser Junge ist nicht sein Feind. Eines Tages wird er, Asif, über diesen Berg
gehen und dem Freund auf der anderen Seite für seinen Mut danken.
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