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德语故事:Der Geschichtenerfinder

掌握这些知识,攻克TestDaF5级

来源:网络 2020-11-23 00:02 编辑: 欧风网校 254

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摘要: 德语故事:Der Geschichtenerfinder

Zu der Zeit, als die großen Wanderungen zu den fernen Planeten begannen,



lebte auf Lurja ein älterer Mann, der seinen Lebensunterhalt mit dem Erfinden

von Geschichten verdiente.

Bei schönem Wetter ging Wanja, wie er von allen nur genannt wurde, in den

nahen Wäldern seiner Heimatstadt spazieren, und wie es sich für einen guten

Erfinder von Geschichten gehörte, lauschte er den Vögeln, deren Gespräche ihm

der Wind heimlich zutrug und die von wundersamen Dingen handelten.

Oft setzte er sich auch auf seine Lieblingsbank inmitten einer kleinen

Lichtung und blickte nachdenklich in den wolkenlosen Himmel. ‚Siebzig Tage,'

dachte Wanja und beschattete die Augen mit der Hand, 'seit ich die letzte

Geschichte geschrieben habe.' Er runzelte missmutig die Stirn, senkte den Blick

und rieb sich die müden Augen. "Siebzig Tage", murmelte Wanja bedeutungsschwer,

"und nicht den Hauch einer Idee".

Hinzu kam - und das bedrückte ihn am meisten -: Er verstand die Sprache der

Vögel nicht mehr. Er hörte ihre Worte als die Seltsamkeiten aus den fernsten

Gebieten, doch in seinen Gedanken formte sich daraus keine Geschichte. Alles

blieb leer, dunkel, so als sei er von der Welt abgeschnitten wie ein Besucher

auf einem fremden Planeten, der sieht und doch nichts von alledem versteht.

Kopfschüttelnd erhob er sich und trat den Heimweg an.

Wanja schrieb seit vielen Jahren Geschichten, traurige, die von hässlichen

Kobolden handelten, die in düsteren Erdlöchern hausten, welche sie nur bei Nacht

oder in der Dämmerung verlassen konnten, weil das Licht ihrer Haut schadete und

die den Menschen böse Streiche spielten. Aber er hatte auch heitere Geschichten

erfunden, in denen lieblich aussehende Bauernmädchen verwunschene Königssöhne

vom bösen Hexenzauber oder einem alten Fluch erlösten und fortan glücklich bis

an ihr Lebensende zusammen lebten.

Hunderte von Geschichten hatte er dem Wind entlockt und damit vielen

Menschen schöne, ja wundersame Stunden geschenkt. Überall wurde er höflich

gegrüßt, und wo immer der einsame Wanderer auftauchte, erinnerte man sich sofort

irgendeiner seiner Geschichten, und nicht selten wischte sich ein Knecht

heimlich eine Träne aus dem Auge, wenn er nur in Gedanken versunken vorüber

ging. ‚Leja sucht den Sonnenaufgang'.

Das war der Titel seiner letzten Geschichte. Der letzte Punkt war längst

gesetzt, die Blätter geordnet und in der alten zerfledderten Mappe abgelegt

worden, als auch schon erste Schatten seine Zufriedenheit befleckten und neue

Geschichten forderten. Siebzig Tage waren seither ins Land gezogen und in seine

Gedanken fiel kein noch so blasser Lichtstrahl und offenbarte ihm das

Gesuchte.

Wanja träumte, natürlich nur im Stillen und wenn auch wirklich niemand in

der Nähe war, von einer großen Geschichte, einer langen Erzählung, seinem

Lebenswerk, das alle seine bisherigen Geschichten an Glanz überstrahlen sollte.

Auch jetzt hing er diesem Traum an und alle paar Schritte lächelte er unbewusst,

so als kitzle ihn unbemerkt ein Gnom an seiner empfindlichsten Stelle, ehe sein

Gesicht wieder ernst und von tiefen Sorgenfalten durchzogen wurde. In seinen

Vorstellungen hielt er das vollendete Buch glücklich in Händen, im Wissen darum,

dass er sich jetzt wieder seinen kleinen Geschichten zuwenden konnte, ohne gegen

die Schatten ankämpfen zu müssen. Forsch schritt Wanja dem Waldrand und damit

seinem Haus entgegen, während sich die Sonne langsam dem Horizont näherte.

Die Dunkelheit kroch bereits aus den Büschen und verbarg dadurch die eine

oder andere gefährliche Stelle vor seinen wachsamen Blicken. So kam es, wie es

kommen musste; er stieß mit dem Fuß gegen ein Hindernis, stolperte zwei, drei

Schritte, und gerade als er glaubte, seinen Sturz vermeiden zu können,

verhedderten sich seine Füße. Oder war es doch der Stoß eines Koboldes, wie er

sich später zu seiner Verteidigung einzureden versuchte? Jedenfalls fiel er der

Länge nach hin. Und als sei dies noch nicht des Unglücks genug, schlug er sich

die Nase an einem merkwürdig geformten Stein auf. Ein paar Tropfen Blut fielen

auf den Stein, der kurz zischte, gefolgt von einem leisen Plopp und einem kaum

wahrnehmbaren Niesen. Wanja schüttelte etwas benommen den Kopf, setzte sich auf

und sah sich vorsichtig um.

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