德语小故事:Die weiße Jungfrau in der Burg Osterode
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2021-01-13 01:12
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语小故事:Die weiße Jungfrau in der Burg Osterode
Es war an einem Ostersamstag, als sich ein armer Leineweber mit seiner Ware
auf den Weg nach Claustal machte, um sie dort zu verkaufen. Die Geschäfte liefen
nicht recht gut und dann musste er auch noch, weil er zu spät zu Hause
aufgebrochen war, in der Stadt übernachten. Das kostete Geld, das der Leineweber
eigentlich nicht übrig hatte.
Am nächsten Morgen machte sich der Leineweber auf den Heimweg. Die Sonne
war gerade erst aufgegangen, als er an bei Söse an einem Fluss eine
weißgekleidete junge Frau sah, die sich im Fluss wusch. Sie trug an ihrem Gürtel
ein schweres Schlüsselbund, das konnte der Leineweber gut erkennen, und weil er
ein höflicher Mensch war und die Frau ihm freundlich zugelächelt hatte, sprach
er sie an: „Ei, schon so früh unterwegs bei einem Bad im Fluss?“
Die junge Frau antwortete: „Ja, das tue ich an jedem Ostermorgen. So bleibe
ich jung und schön.“ Da betrachtete der Leineweber die Frau ein wenig genauer
und entdeckte an ihrer Brust eine weiße Lilie. Erstaunt fragte er: „Lilien? Ihr
müsst aus einer warmen Region kommen, wenn ich schon zu Ostern blühende Lilien
im Garten habt.“
„So ist es“, antwortete die weiße Frau, die den Leineweber sogleich einlud,
ihr zu folgen. Der Mann nahm die Einladung gerne an. Doch wie erstaunt war er,
als ihn die Jungfrau zur Burg Osterode führte, die der Leineweber gut kannte.
Nur irgendwie, so fand er an diesem Morgen, sah die Burg anders aus als sonst.
Er entdeckte eine eiserne Tür, die er zuvor bei seinen vielen Besuchen auf der
Burg noch nie entdeckt hatte. Vor dieser Tür wuchsen drei weiße Lilien, von
denen die Jungfrau nun eine pflückte und dem Mann als Geschenk gab. „Verwahre
diese Blume gut“, sagte sie ihm.
Der Leineweber steckte sich die Lilie an den Hut und als er wieder
aufblickte, war die Frau verschwunden und auch die Burg sah irgendwie wieder so
aus wie immer, selbst die eiserne Tür war verschwunden. Also ging der Leineweber
weiter Richtung Heimat.
Dort angekommen, schenkte er seiner Frau die Blume. Die aber staunte nicht
schlecht, als ihr Mann ihr die nun durch und durch goldene Blüte reichte. Doch
auch er schaute erschrocken: „Nun muss ich mich nicht mehr wundern, warum mein
Hut beim Tragen plötzlich so viel schwerer war als zuvor“, sagte er. „Du bist
der Osterjungfer begegnet“, erwiderte seine Gattin, die die Sage kannte.
Natürlich wollte der Leineweber die goldene Blume sofort verkaufen, um
seiner Familie von nun an ein gutes Leben zu ermöglichen. Er trug sie also zum
Goldschmied, der ihm versicherte, die Blume sei aus dem kostbarsten Gold und
Silber gefertigt, das man kenne. Nur leider würde niemand in der Stadt so viel
Geld besitzen, um sie zu bezahlen. Doch der Goldschmied wollte den armen
Leineweber nicht ohne Hoffnung nach Hause schicken. „Versuch es doch einmal beim
Herzog“, gab er ihm mit auf den Weg.
Und so kam es, dass der Leineweber bei dem Herzog vorsprach und ihm die
goldene Lilie zum Kauf anbot. Der Herzog war mehr als angetan von diesem
besonderen Schmuckstück, doch auch er besaß nicht so viel Geld, um sie dem
Leineweber abkaufen zu können.
Dem Herzog jedoch kam eine Idee. „Überlasse mir die Lilie, so will ich dir
Jahr für Jahr einen festen Betrag als Bezahlung geben, damit du zu deinem Recht
kommst“, sprach er. Der Leineweber willigte nach reiflicher Überlegung in den
Handel ein. Von nun ab lebte er mit seiner Frau und seinen Kindern in guten
Verhältnissen und musste sich um Geld nie wieder Sorgen machen.
Die Herzogin trug die goldene Lilie nur zu ganz besonderen Anlässen an
ihrer Kleidung. Der Herzog aber nahm die drei Lilien als Zeichen seiner
Verbundenheit mit der Osterjungfer in seinem Wappen auf.
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