德语童话故事:Eine Rose von Homers Grab
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来源:网络
2020-12-20 00:30
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语童话故事:Eine Rose von Homers Grab
In allen Liedern des Orients erklingt die Liebe der Nachtigall zu der Rose.
In den schweigenden, sternklaren Nächten bringt der geflügelte Sänger seiner
duftenden Blume eine Serenade dar. Nicht weit von Smyrna, unter den hohen
Platanen, wo der Kaufmann seine belasteten Kamele treibt, die stolz ihre langen
Hälse erheben und schwerfällig über eine Erde stampfen, die heilig ist, sah ich
eine blühende Rosenhecke.
Wilde Tauben flogen zwischen den Zweigen der hochstämmigen Bäume, und die
Flügel der Tauben glänzten, wenn ein Sonnenstrahl darüber hinglitt, als seien
sie aus Perlmutter gemacht. In der Rosenhecke war eine Blüte von allen die
schönste, und für sie sang die Nachtigall von ihrem Liebesschmerz, aber die Rose
war stumm, nicht ein Tautropfen lag, wie eine Träne des Mitleidens, auf ihren
Blättern, sie neigte sich auf ihrem Zweige über einige große Steine. »Hier ruht
der Erde größter Sänger!« sagte die Rose, »über seinem Grabe will ich duften,
meine Blätter will ich darauf verstreuen, wenn der Sturm sie mir abstreift. Der
Ilias' Sänger ward zu Erde in dieser Erde, aus der ich sprieße! – Ich, eine Rose
von Homers Grab, bin zu heilig, um für eine armselige Nachtigall zu blühen!« Und
die Nachtigall sang sich zu Tode!
Der Kameltreiber kam mit seinen beladenen Kamelen und seinen schwarzen
Sklaven. Sein kleiner Sohn fand den toten Vogel und beerdigte ihn in des großen
Homers Grab; und die Rosen bebten im Winde. Der Abend kam. Die Rose faltete ihre
Blätter dichter zusammen und träumte,- sie träumte, es wäre ein herrlicher
Sonnentag. Eine Schar fremder fränkischer Männer kam her, sie hatten eine
Pilgerreise zu Homers Grab gemacht. Unter den Fremden war ein Sänger aus dem
Norden, aus der Heimat der Nebel und Nordlichter. Er brach die Rose, preßte sie
in einem Buche und nahm sie so mit sich nach einem anderen Weltteil hinüber, mit
nach seinem fernen Vaterland. Und die Rose welkte vor Kummer und lag in dem
engen Buche, das er in seinem Heim öffnete, und er sagte: »Hier ist eine Rose
von Homers Grab.«
Sieh, das träumte die Blume und sie erwachte und zitterte im Windel Ein
Tautropfen fiel von ihren Blättern auf des Sängers Grab; da ging die Sonne auf,
und die Rose blühte schöner als zuvor. Der Tag wurde heiß, es war ja im heißen
Asien. Da schallten Fußtritte, fremde Franken kamen, wie sie die Rose im Traume
gesehen hatte, und unter diesen Fremden war ein Dichter aus dem Norden; er brach
die Rose, drückte einen Kuß auf ihren frischen Mund, und führte sie mit sich in
die Heimat der Nebel und der Nordlichter. Wie eine Mumie ruht nun die
Blumenleiche in seiner llias, und wie im Traume hört sie ihn das Buch öffnen und
sagen: »Hier ist eine Rose von Homers Grab!«