德语故事:Klaras Poesiealbum
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来源:网络
2020-06-17 03:02
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语故事:Klaras Poesiealbum
"Was machst du denn da mit deinem neuen Poesiealbum mein Kind?", fragte die
Mutter ihre Tochter Klara, die dabei war, mit ihrem Tintentod-Stift einige mit
blauer Tinte in ihr Poesiealbum geschriebene Namen zu entfernen.
"Ich mache nur einige Namen weg von ein paar Schülerinnen aus der Schule
mit denen ich mich gerade verkracht habe und an die ich im Moment nicht mehr
erinnert werden möchte, Mama", erklärte Klara ihrer Mutter, die sich über ihre
Tochter beugte und ihr interessiert dabei zusah, wie sie einen Namen nach dem
anderen fein säuberlich mit dem Stift aus ihrem in rotes Leder eingebundenen
Album entfernte.
"Aber die Stephanie, Sarah und Nicole waren doch vor ein paar Wochen noch
auf deinem Geburtstag bei uns zu Hause, mein Kind. Was hast du denn nur so
plötzlich gegen die netten Mädchen einzuwenden", fragte nun die Mutter mit ihrem
üblichen Lächeln und einem besonders verständnislosen Tonfall in der Stimme, der
auf ihre Tochter wenig überzeugend wirkte, sondern sie in einen inneren Aufruhr
versetzte, der sich sofort Luft zu machen versuchte.
"Die Stephanie ist eine alte Petze, die immer gleich mit allem zur Lehrerin
läuft und die anderen, die ihr nicht passen, hinterm Rücken anschwärzt, die
Sarah will immer in allen Dingen jedem überlegen sein und alles besser wissen,
und die Nicole kann nichts anderes als angeben mit ihren neuen Jeans und Pullis,
die sie von ihrer Mutter aus deren Boutique geschenkt bekommen hat und in denen
irgend so ein französisches oder italienisches Modeetikett steht. Das sollen
noch meine Freundinnen sein, da kann ich gut drauf verzichten, wenn ich ehrlich
bin Mama.
Da suche ich mir lieber wieder ein paar neue Freundinnen aus meiner Klasse
oder der Parallelklasse, die netter sind und mit denen man besser auskommen
kann." "Aber mein Kind", erwiderte nun die Mutter ihrer Tochter, "denkst du
denn, dass du immer alles richtig machst und in allem fehlerlos bist? Vielleicht
regen sich die anderen auch ab und zu über dich auf und trotzdem kündigen sie
dir nicht gleich die Freundschaft und streichen dich aus ihren Poesiealben."
"Ja, Mama, das habe ich mir auch schon überlegt", meinte nun Klara, "aber was zu
weit geht, geht zu weit, und ich habe wirklich schon oft genug beide Augen
zugedrückt, das kannst du mir glauben." "Komm doch mal her", sprach nun die
Mutter behutsam zu ihrer kleinen Tochter, die gerade erst vor ein paar Wochen
mit der zweiten Klasse in der Hauptschule begonnen hatte und nahm ihr Mädchen
dabei zärtlich in beide Arme, so dass sich dieses fast wie erdrückt vorkam und
sich zunächst an die übergroße Nähe der Mutter gewöhnen musste, von deren
Vormacht und Bevormundung sie sich auch gerne manchmal befreit hätte.
Denn sie war ja auch kein kleines Baby mehr, das ständig den nahen Kontakt
zu einer Bezugsperson suchte und immer gleich am Schreien war, wenn sich die
Mutter mal für einen Augenblick lang nicht in erreichbarer Nähe aufhielt. So
schob sie die Mutter so unauffällig wie möglich sanft ein paar Zentimeter weit
von sich, weil diese nichts davon merken sollte, wie unangenehm einem so "großen
Mädel" wie ihr die allzu große Nähe zu einer erwachsenen Person schon war, bevor
diese mit ihrem ersten Satz begann. "Sieh mal, mein Kind", meinte nun ihre
fürsorgliche Mutter mit einer gütigen und vertrauensvollen Stimme, die auch
sofort die Seele ihrer kleinen Tochter erreichte und sanft in ihrer Tiefe
berührte, "als ich noch klein war, so wie du heute, es muss wohl gegen Anfang
der sechziger oder Ende der fünfziger Jahre gewesen sein, hatte ich auch so ein
schönes Poesiealbum.
Es muss irgendwann bei einem Umzug vom Dorf in die Kleinstadt verloren
gegangen sein, aber ich habe das Buch damals immer wie meinen Augapfel gehütet,
weißt du. Eines Tages, es war im Sommer als gerade die großen Ferien begannen,
fuhren drei meiner Klassenkameradinnen mit irgendeiner Gruppe von der Kirche ans
Meer und haben ganz schön damit angegeben. Ich glaube es war die Insel Norderney
oder Amrum, wo sie zwei Wochen in einem wunderschönen Heim verbrachten. Ich
durfte damals nicht mitfahren, weil meine Mama und mein Papa nicht so viel Geld
aufbringen konnten, um die Reisekosten zu bezahlen und musste deshalb die ganzen
Ferien zu Hause bleiben.
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