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德语童话故事:Feder und Tintenfaß

掌握这些知识,攻克TestDaF5级

来源:网络 2021-03-05 01:38 编辑: 欧风网校 368

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摘要: 德语童话故事:Feder und Tintenfaß

In der Stube eines Dichters, wo sein Tintenfaß auf dem Tisch stand, wurde



gesagt: "Es ist merkwürdig, was doch alles aus dem Tintenfaß herauskommen kann!

Was wohl nun das Nächste sein wird? Ja, es ist merkwürdig!" "Ja, freilich!"

sagte das Tintenfaß. "Es ist merkwürdig, was alles aus mir herauskommen

kann!

Ja, es ist schier unglaublich! Und ich weiß wirklich selber nicht, was das

Nächste sein wird, wenn der Mensch erst beginnt, aus mir zu schöpfen. Ein

Tropfen aus mir genügt für eine halbe Seite Papier, und was kann nicht alles auf

der stehen! Ich bin etwas ganz Merkwürdiges! Von mir gehen alle Werke des

Dichters aus, all diese lebendigen Menschen, die die Leute zu kennen wähnen,

diese innigen Gefühle, dieser Humor, diese anmutigen Naturschilderungen; ich

selber begreife es nicht, denn ich kenne die Natur nicht, aber es steckt nun

einmal in mir! Von mir sind sie ausgegangen und gehen sie aus, die Heerscharen

schwebender, anmutiger Mädchen, tapferer Ritter auf schnaubenden Rossen, Blinder

und Lahmer; ja ich weiß selber nicht, was alles; ich versichere Ihnen, ich denke

nichts dabei!"

"Da haben Sie recht", sagte die Feder, "denken tun Sie gar nichts, denn

wenn Sie es täten, würden Sie auch begreifen, daß Sie nur die Flüssigkeit

hergeben. Sie geben das Flüssige, damit ich auf dem Papier das, was mir

innewohnt, das, was ich schreibe, zur Anschauung bringen kann. Die Feder ist es,

die schreibt!

Daran zweifelt kein Mensch, und die meisten Menschen haben nur ebensoviel

Ahnung von der Poesie wie ein altes Tintenfaß." "Sie haben nur wenig Erfahrung",

antwortete das Tintenfaß; Sie sind ja kaum eine Woche im Dienst – und schon halb

abgenutzt. Bilden Sie sich ein, Sie wären der Dichter? Sie sind nur ein

Dienstbote, und ehe Sie kamen, habe ich viele von der Art gehabt, sowohl aus der

Gänsefamilie wie aus englischem Fabrikat, ich kenne so gut den Federkiel wie die

Stahlfeder. Viele habe ich im Dienst gehabt, und ich werde noch viele bekommen,

wenn erst der Mensch kommt, der für mich die Bewegung macht und niederschreibt,

was er aus meinem Innern herausbekommt. Ich möchte wohl wissen, was er jetzt

zuerst aus mir herausheben wird!" "Tintentopf!" sagte die Feder. Spät am Abend

kam der Dichter nach Hause, er war in einem Konzert gewesen, hatte einen

ausgezeichneten Violinspieler gehört und war ganz erfüllt und entzückt von

dessen herrlichem Spiel. Einen erstaunlichen Schwall von Tönen hatte der Spieler

dem Instrument entlockt: bald hatte es wie klingende Wassertropfen, wie rollende

Perlen getönt, bald wie zwitschernde Vögel im Chor, dann wieder war es

dahingebraust wie der Wind durch Tannenwälder; er meinte sein eigenes Herz

weinen zu hören, aber in Melodien, wie sie in der Stimme einer Frau ertönen

können, als hätten nicht allein die Saiten der Violine, sondern auch der Steg,

ja selbst die Schrauben und der Resonanzboden geklungen!

Es war außerordentlich gewesen! Und schwer war es auch gewesen, hatte aber

ausgesehen wie eine Spielerei, als fahre der Bogen nur so über die Saiten hin

und her, man hätte glauben können, jeder könne das nachmachen. Die Violine klang

von selbst, der Bogen spielte von selbst, die beiden waren es, die das Ganze

taten, man vergaß den Meister, der sie führte, ihnen Leben und Seele einhauchte;

den Meister vergaß man; aber seiner erinnerte sich der Dichter, er nannte ihn

und schrieb seine Gedanken dabei nieder: "Wie töricht, wollten die Violine und

der Bogen sich eitel über ihr Tun gebärden! Und wir Menschen tun es doch so oft,

der Dichter, der Künstler, der Erfinder auf dem Gebiet der Wissenschaft, der

Feldherr, wir tun es alle, wir alle sind doch nur die Instrumente, auf denen

Gott, der Herr, spielt.

Ihm allein die Ehre! Wir haben nichts, worauf wir stolz sein könnten!" Ja,

das schrieb der Dichter nieder, schrieb es wie eine Parabel und nannte dieselbe:

"Der Meister und die Instrumente." "Da kriegen Sie was ab, Madame", sprach die

Feder zum Tintenfaß, als die beiden wieder allein waren. "Sie hörten ihn doch

laut vorlesen, was ich niedergeschrieben hatte?" "Ja, das, was ich Ihnen zu

schreiben gab!" sagte das Tintenfaß. "Das war ja ein Hieb für Sie, Ihres

Übermuts wegen. Daß Sie nicht einmal begreifen können, daß man Sie zum besten

hat! Ich versetzte Ihnen einen Hieb direkt aus meinem Innersten heraus, ich muß

doch meine eigene Bosheit kennen." "Tintenscherbe!" sagte die Feder.

"Schreibstecken!" sagte das Tintenfaß. Und beide hatten das Bewußtsein, gut

geantwortet zu haben, und das ist ein angenehmes Bewußtsein, zu wissen, daß man

gut geantwortet hat, darauf kann man schlafen, und sie schliefen darauf. Allein

der Dichter schlief nicht. Gedanken sprudelten aus ihm hervor gleich den Tönen

aus der Violine, rollend wie Perlen, brausend wie der Sturmwind durch die

Wälder, er empfand sein eigenes Herz in diesen Gedanken, verspürte einen

Blitzstrahl vom ewigen Meister. Ihm allein die Ehre!

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