德语故事:Die verschwundene Zeit
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来源:网络
2021-02-23 01:48
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语故事:Die verschwundene Zeit
"Ich weiß nicht wo die anderen sind", sagte der alte Mann. Seine Augen
waren trübe, ohne Glanz und starrten durch mich hindurch. Ich half ihm hoch.
"Haben Sie die Zeit gesehen, junger Mann?", fragte er nun. "Gestern war ich noch
jung, heute fällt mir das Atmen schwer und bald werde ich es gar nicht mehr
können."
Er drehte den Kopf in Richtung der Stelle, wo es geschehen war. "Ich weiß
nicht wo die anderen sind", wiederholte er und seine Stimme wurde zittriger von
Mal zu Mal. Er hakte sich bei mir unter und stütze sich schwerfällig auf meinen
Arm. Langsam führte ich ihn zu meinem Wagen. Ich hatte den Schreck relativ
schnell überwunden. Als der Alte im Scheinwerferlicht mitten auf der Straße
auftauchte, konnte ich gerade noch rechtzeitig auf die Bremse treten. Es war
schon nach Mitternacht. Die Straße durch das Bruch wurde selten von Autos
befahren.
Der Mann konnte von Glück sagen, dass ich so spät unterwegs nach Hause war.
Ich kam vom Sportplatz, wo ich mit meinen Vereinskameraden noch lange unseren
Sieg gefeiert hatte. Warum ich diesen Umweg über die Waldstraße fuhr, wusste ich
nicht. Ich hatte einfach Lust darauf. Und da saß er dann. Mitten auf der Straße.
"Wie heißen Sie? Wohnen Sie hier in der Nähe?", fragte ich ihn. "Markus. Ich
heiße Markus. Bringen Sie mich nach Hause?
Ich will zu meinen Eltern." Ich schätzte den Alten auf mindestens siebzig,
wenn nicht noch älter und es schien so, als altere er weiter, während ich mit
ihm sprach. "Ihre Eltern? Aber ..." Markus nahm schwach meine Hand in die seine.
"Bring mich nach Hause. Ich habe Angst." Erst jetzt fiel mir seine seltsame
Kleidung auf. Er trug ein bunt gestreiftes T-Shirt und eine kurze, braune Hose.
Außerdem war er barfüßig. Der Mann schien meinen Blick auf die Füße zu bemerken.
"Meine Schuhe sind plötzlich zu klein geworden. Ich habe sie ausgezogen als ich
erwachsen wurde", entschuldigte er sich. "Ich sollte Sie erst einmal zu einem
Arzt bringen. Ich fahre Sie in die Klinik."
"Ich bin nicht krank. Nur alt. Haben Sie die Zeit gesehen?", murmelte er.
"Die anderen. Wo sind die anderen?" "Welche anderen? Wovon sprechen sie?" "Meine
Freunde. Wo sind sie?" "Kommen Sie. Ich fahre Sie ins Krankenhaus. Sie sind ja
völlig verwirrt. Was ist nur passiert?" Markus sah mich an: "Sie waren so
wundervoll. Einfach wundervoll. Aber wir mussten gehen und jetzt? Jetzt ist die
Zeit weg und sie sind auch weg und meine Freunde sind weg. Alles ist weg."
Der Alte bekam einen Weinkrampf und nur mit Mühe brachte ich ihn endlich
dazu, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. So schnell ich konnte fuhr ich erst
quer durch den kleinen Ort und dann auf die Bundesstraße 9. Ich raste Richtung
Stadt, fuhr in der Tempo-30-Zone mit 100 Sachen in eine Radarfalle ("Notfall",
gab ich auf dem Anhörungsbogen an und die Strafe fiel gering aus) und kam
endlich in der Klinik an. "Schlaganfall ist es wohl nicht. Ich glaube der Mann
hat Alzheimer. Er redet ja völlig wirres Zeug", bemerkte der Arzt. "Sie waren so
wundervoll. Aber ich musste gehen.
Meine Eltern haben doch gewartet. Und jetzt ist die Zeit weg. Haben Sie die
Zeit gesehen Herr Doktor? Ich weiß nicht wo sie ist. Ich weiß nicht wo die
anderen sind", murmelte Markus. "Andere?", fragte der Arzt mich. "Waren da noch
andere Leute, wo sie ihn gefunden haben?" "Nein. Er saß allein mitten auf der
Straße." "Wir werden ihn zur Beobachtung hier behalten. Wir brauchen seine
Personalien. Vielleicht ist er auch aus der JVA ausgebrochen oder aus der
Landesklinik ausgebüxt, da verschwinden doch ständig Irre." "Ich glaube nicht,
dass Markus irre ist."
"So, Markus heißt er? Nicht irre? Sehen sie sich allein diese Klamotten an.
Wie für einen Teenager." "Ich glaube nicht, dass Markus irre ist", wiederholte
ich nachdenklich. Zu gern hätte ich mich genauer mit dem alten Mann unterhalten,
aber man hatte ihm starke Beruhigungsmittel gegeben. Ich beschloss, ihn am
nächsten Tag zu besuchen, um mehr herauszufinden. Am Morgen des nächsten Tages
fuhr ich erst einmal zurück zu der Stelle, an der ich Markus gefunden hatte. Ich
parkte meinen Wagen am unbefestigten Straßenrand, stieg aus und begann die
Gegend nach Hinweisen abzusuchen. Schneller als erwartet wurde ich fündig. Ein
uralter Teddybär lag zwischen den Brennnesseln am Wegrand. Ich hob ihn auf und
betrachtete das Spielzeug genauer. Er sah aus wie neu, aber machte dennoch den
Eindruck als sei er sehr alt. Es war noch einer der Teddys, die mit Holzwolle
gestopft waren.
Wie lange wurden die nicht mehr so hergestellt? 20, 30 oder 40 Jahre?
Vielleicht noch länger. Auf der linken Pfote hatte die Mutter seines kleinen
Besitzers den Namen ihres Sohnes gestickt: "Markus". Was machte ein alter Mann
nachts mit einem Spielzeug seiner Kindheit im Wald? War der Bär vielleicht der
"andere" von dem Markus immer sprach? Ich nahm den Teddy ins Krankenhaus mit um
ihn dem Alten zurückzugeben.
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