德语故事:Der Geschichtenerfinder
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来源:网络
2020-09-29 00:38
编辑: 欧风网校
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摘要:
德语故事:Der Geschichtenerfinder
Zu der Zeit, als die großen Wanderungen zu den fernen Planeten begannen,
lebte auf Lurja ein älterer Mann, der seinen Lebensunterhalt mit dem Erfinden
von Geschichten verdiente.
Bei schönem Wetter ging Wanja, wie er von allen nur genannt wurde, in den
nahen Wäldern seiner Heimatstadt spazieren, und wie es sich für einen guten
Erfinder von Geschichten gehörte, lauschte er den Vögeln, deren Gespräche ihm
der Wind heimlich zutrug und die von wundersamen Dingen handelten.
Oft setzte er sich auch auf seine Lieblingsbank inmitten einer kleinen
Lichtung und blickte nachdenklich in den wolkenlosen Himmel. ‚Siebzig Tage,'
dachte Wanja und beschattete die Augen mit der Hand, 'seit ich die letzte
Geschichte geschrieben habe.' Er runzelte missmutig die Stirn, senkte den Blick
und rieb sich die müden Augen.
"Siebzig Tage", murmelte Wanja bedeutungsschwer, "und nicht den Hauch einer
Idee". Hinzu kam - und das bedrückte ihn am meisten -: Er verstand die Sprache
der Vögel nicht mehr. Er hörte ihre Worte als die Seltsamkeiten aus den fernsten
Gebieten, doch in seinen Gedanken formte sich daraus keine Geschichte. Alles
blieb leer, dunkel, so als sei er von der Welt abgeschnitten wie ein Besucher
auf einem fremden Planeten, der sieht und doch nichts von alledem versteht.
Kopfschüttelnd erhob er sich und trat den Heimweg an.
Wanja schrieb seit vielen Jahren Geschichten, traurige, die von hässlichen
Kobolden handelten, die in düsteren Erdlöchern hausten, welche sie nur bei Nacht
oder in der Dämmerung verlassen konnten, weil das Licht ihrer Haut schadete und
die den Menschen böse Streiche spielten.
Aber er hatte auch heitere Geschichten erfunden, in denen lieblich
aussehende Bauernmädchen verwunschene Königssöhne vom bösen Hexenzauber oder
einem alten Fluch erlösten und fortan glücklich bis an ihr Lebensende zusammen
lebten. Hunderte von Geschichten hatte er dem Wind entlockt und damit vielen
Menschen schöne, ja wundersame Stunden geschenkt. Überall wurde er höflich
gegrüßt, und wo immer der einsame Wanderer auftauchte, erinnerte man sich sofort
irgendeiner seiner Geschichten, und nicht selten wischte sich ein Knecht
heimlich eine Träne aus dem Auge, wenn er nur in Gedanken versunken vorüber
ging. ‚Leja sucht den Sonnenaufgang'.
Das war der Titel seiner letzten Geschichte. Der letzte Punkt war längst
gesetzt, die Blätter geordnet und in der alten zerfledderten Mappe abgelegt
worden, als auch schon erste Schatten seine Zufriedenheit befleckten und neue
Geschichten forderten. Siebzig Tage waren seither ins Land gezogen und in seine
Gedanken fiel kein noch so blasser Lichtstrahl und offenbarte ihm das Gesuchte.
Wanja träumte, natürlich nur im Stillen und wenn auch wirklich niemand in der
Nähe war, von einer großen Geschichte, einer langen Erzählung, seinem
Lebenswerk, das alle seine bisherigen Geschichten an Glanz überstrahlen sollte.
Auch jetzt hing er diesem Traum an und alle paar Schritte lächelte er unbewusst,
so als kitzle ihn unbemerkt ein Gnom an seiner empfindlichsten Stelle, ehe sein
Gesicht wieder ernst und von tiefen Sorgenfalten durchzogen wurde. In seinen
Vorstellungen hielt er das vollendete Buch glücklich in Händen, im Wissen darum,
dass er sich jetzt wieder seinen kleinen Geschichten zuwenden konnte, ohne gegen
die Schatten ankämpfen zu müssen. Forsch schritt Wanja dem Waldrand und damit
seinem Haus entgegen, während sich die Sonne langsam dem Horizont näherte.
Die Dunkelheit kroch bereits aus den Büschen und verbarg dadurch die eine
oder andere gefährliche Stelle vor seinen wachsamen Blicken. So kam es, wie es
kommen musste; er stieß mit dem Fuß gegen ein Hindernis, stolperte zwei, drei
Schritte, und gerade als er glaubte, seinen Sturz vermeiden zu können,
verhedderten sich seine Füße.
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