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德语故事阅读:Vom Engel geküsst

掌握这些知识,攻克TestDaF5级

来源:网络 2021-02-24 01:30 编辑: 欧风网校 229

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摘要: 德语故事阅读:Vom Engel geküsst

Es war einmal ein schüchterner kleiner Junge, der sich nicht sehr wohl



fühlte in seiner Haut. Gerade war er von seinem Lehrer ermahnt worden, da er die

Kreidewörter an der großen Schiefertafel nicht vorlesen konnte. Keiner wusste,

dass der Junge schwache Augen hatte und dass seine Eltern kein Geld für eine

Brille aufbringen konnten. Aber einige Zeit später, nachdem er seine

Augenschwäche in der Schule nicht mehr hatte geheim halten können, bekam er eine

Brille. Das billige schwarze Gestell und die dicken Gläser machten ihn zur

Zielscheibe des Spotts seiner Mitschüler. Auch er selbst fühlte sich durch die

Brille entstellt, zumal er sich zuvor eigentlich als recht hübsch empfunden

hatte.

Einige Monate später - die Weihnachtstage rückten näher - fragte ihn der

Lehrer, ob er nicht Lust habe, in einem Theaterstück die Hauptrolle zu

übernehmen. Er solle den Nikolaus spielen, natürlich ohne Brille, denn der

Nikolaus habe naturgemäß sehr gute Augen. Der kleine Junge freute sich schon

deshalb riesig über das Angebot und sagte strahlend zu.

Sein Lehrer hatte ihm ein Buch gegeben, in dem alle Rollen des Stückes

aufgeführt waren und anhand dessen er seinen Text lernen sollte. Er verschlang

das Buch förmlich, las begierig Seite um Seite und begeisterte sich an den

Sätzen, die er zu sprechen hatte. Als er abends im Bett die letzten Seiten las,

begann sein Herz plötzlich zu pochen. Er würde zum Schluss des Stückes von einem

Engel geküsst werden! Und wer diesen Engel spielte, das wusste er genau. Es war

Gabriela, von der alle Jungen in seiner Klasse schwärmten, und in die auch er

heimlich verliebt war. Von diesem Engel geküsst zu werden, davon hatte er schon

immer geträumt.

Der Tag der Aufführung im Altenheim nahte, und der Junge gab in den Proben

sein Bestes. Aber von dem Kuss in der Schluss-Szene konnte er auch weiterhin nur

träumen, denn der Engel verweigerte ihn jedes Mal kichernd und errötend. Der

Lehrer ermahnte Gabriela, aber sie ließ sich nicht erweichen und verwies darauf,

erst in der Weihnachtsaufführung den Nikolaus küssen zu wollen. All das

ängstigte ihn, weil er die Verweigerung einzig und allein auf seine Person

bezog. Gleichzeitig steigerte es aber auch seine Vorfreude auf die Premiere,

denn da musste der Engel ihn küssen.

Bald war es so weit. Der Bart roch kräftig nach Klebstoff, der Engel

glänzte im Kostüm, alle rannten aufgeregt durcheinander und schauten hin und

wieder durch einen schmalen Spalt des Vorhangs in den vollbesetzten Saal. Ein

Gong ertönte, und das Stück begann.

Für den kleinen Jungen war das Publikum nicht mehr vorhanden, so sehr

fieberte und spielte er auf seine Stelle hin. Doch dann geschah das Unglück. Als

der ersehnte Augenblick nahte, übersprang er in seiner Aufregung die

entscheidende Passage, so dass dem Engel die passenden Stichworte fehlten. Der

Kuss fiel aus! Ihm war, als stürzte er in ein tiefes finsteres Loch. Er sprach

mechanisch seinen Text zu Ende, verteilte freudlos die Geschenke an die Alten,

hörte wie aus weiter Ferne den rauschenden Beifall des Publikums und schlich

sich in seine Garderobe. Er riss sich den Bart herunter, zog hastig sein Kostüm

aus, streifte sich schnell seine Kleidung über und setzte sich die hässliche

Brille auf die Nase. Als er sich im Spiegel erblickte, konnte er die Tränen

nicht mehr zurückhalten. Er hatte den Kuss eines Engels verspielt.

Viele Jahre später stand ein junger Mann mitten im Weihnachtstrubel eines

riesigen Warenhauses in Paris. Er hielt seinen kleinen Sohn Nicolas auf dem Arm

und lauschte melancholisch den Weihnachtsliedern aus den Lautsprechern. Alles um

ihn herum wurde plötzlich zu einem euphorischen Tanz des Lebens. Er wollte

nichts mehr als das Jetzt; seinen lächelnden Sohn im Arm, überwältigte ihn das

Glück des Geschehenlassens. Beide waren eins, beide waren selig.

Hier nun geschah es, dass plötzlich ein strahlender Engel auf sie zutrat,

leise etwas flüsterte, was er zunächst nicht verstand, dann seinen Sohn, dann

auch ihn küsste, lächelte und genauso geheimnisvoll wieder verschwand, wie er

erschienen war.

Und plötzlich verstand er die Worte, die der Engel geflüstert hatte. Es war

der Satz, den er als kleiner Junge bei seiner Begegnung mit einem Engel hatte

sagen wollen: Nun lasst uns die Menschheit beschenken!

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